»verrückt-verdreht-verschoben«
In ihrem Konzertprogramm »verrückt–verdreht–verschoben« bitten die fünf Herren der »munich brass connection« sprichwörtlich zum Tanz und treten dabei wahrlich nicht mit leisen Sohlen auf – sie polarisieren, brechen mit Stilen, verwenden diese als Mittel zum Zweck und eröffnen dem Zuhörer durch Gespieltes eine völlig neue Sicht auf Gefälliges, mitunter Tanzbares. Renaissanceklänge von Michael Prätorius stoßen auf skurrile Geniestreiche des alpenländischen Jazz-Exoten Werner Pirchner. Beethovensche Ländleridylle ist im burlesk-bajuwarischen Gewand von Jan Koetsier zu erleben. Und avantgardistische Alphornmelodien österreichischer Herkunft treffen auf orientalisch-exotische Kreationen von Hans Kröll. »verrückt–verdreht–verschoben«, das ist mehr oder weniger tanzbare Musik, konzertant dargeboten von fünf ausgezeichneten Blechbläsern – zumeist im Zustand höchster Ekstase, jedoch selbstverständlich in gewohnt steifer Manier.
Hauptwerke des Programms
Werner Pirchner (1940-2001): »Do you know Emperor Joe«
Angeregt durch den Tiroler Trompeter Rudi Korp Junior schreibt Werner Pirchner ein Werk für Blechbläser im Auftrag der Volksschauspiele Telfs zum Bühnenstück »Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter« von Fritz von Herzmanovsky-Orlando. Bereits im selben Jahr der Uraufführung der Bühnenmusik, 1982, beginnt Werner Pirchner das ursprünglich mit 2 Trompeten, Horn, Tuba, mehreren Gesangssolisten, Klavier und einer Rhythmusgruppe instrumentierte und besetzte Stück umzuschreiben: Es entsteht die Suite für Blechbläserquintett mit dem Titel »Do you know Emperor Joe«.
Jan Koetsier (1911-2006): »5 Unterkagner Ländler für Blechbläserquintett«
Der Weg des Komponisten und Dirigenten Jan Koetsier führte über Stationen in Berlin, Lübeck, Den Haag und Amsterdam zum Bayerischen Rundfunk nach München. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks entstanden unter seiner Leitung Hunderte von Aufnahmen, die in der Nachkriegszeit dringend für den täglichen Sendebetrieb benötigt wurden. Als Komponist ist Jan Koetsier vor allem für seine Blechbläserkammermusik bekannt. Daneben sind auch zahlreiche Solokonzerte, Symphonik, Klaviermusik, Lieder und Chorstücke, ein Oratorium sowie eine Oper entstanden. Seine Komposition »5 Unterkagner Ländler für Blechbläserquintett« bietet den fünf Musikern der »munich brass connection« mit dem Brückenschlag von Beethovenschen Pastoralklängen zu den Melodien ländlicher Voralpenidylle die seltene Gelegenheit, ihre musikalische Herkunft und ein sinfonisches Werk von Weltrang gleichermaßen auf der Bühne zu präsentieren.
Michael Prätorius (1571-1621): »Tanz-Suite aus Terpsichore«
Michael Praetorius hinterließ eine große Zahl wertvoller Kirchenkompositionen (Messen, Motetten, Hymnen, Kirchenlieder), aber auch weltliche Tänze sowie musikwissenschaftliche Schriften. Sein bedeutendstes Werk, das »Syntagma musicum«, gilt heute als wichtigste Quelle zur Aufführungspraxis der deutschen Musik des Frühbarock. Die dreibändige Abhandlung beschreibt detailliert die zeitgenössische musikalische Praxis und alle damals gebräuchlichen Musikinstrumente. Seine beliebte Sammlung weltlicher Tänze mit französischen Tanzmelodien zu vier und fünf Stimmen hat Praetorius im Jahr 1612 unter dem Titel »Terpsichore« veröffentlicht, dem Namen der griechischen Muse des Tanzes. Einem breiten Publikum ist Michael Praetorius vor allem durch seinen vierstimmigen Satz des berühmten Weihnachtsliedes »Es ist ein Ros entsprungen« bekannt.
Darüber hinaus enthält das Konzertprogramm der »munich brass connection« Werke von Hans Kröll, Leonhard Paul, Enrique Crespo u.v.a.